Ein Bericht von Tanja Schmidt

Wie die meisten bin ich Tierärztin geworden, weil ich Tieren helfen wollte. Nach meinem Studium arbeitete ich in einer Kleintierpraxis. Natürlich habe ich dort viele Tiere behandelt, aber mir reichte das nicht. Diese Tiere hatten zu 99 % ein gutes Zuhause, ausreichend Futter und ein Frauchen oder Herrchen, das auf sie Acht gibt. Aber was ist mit den Tieren da draußen? Die Hunde und Katzen ohne jemanden, der nach ihnen schaut und sie versorgt. Diesen Tieren wollte ich helfen.

Bei meiner Recherche bin ich auf den Tierärztepool gestoßen und war direkt von dieser Art des Tierschutzes begeistert. Das Leid der Tiere verhindern, bevor es entsteht, ist für mich die nachhaltigste Form des Tierschutzes.

Mein Entschluss stand fest. Ich bewarb mich, telefonierte mit Thomas und der nächste Einsatz auf Kreta war in Planung. Aber zuvor durfte ich einen Teil des Teams auf der Mitgliederversammlung kennenlernen. Ich wurde herzlich aufgenommen. Die Begeisterung für das gemeinsame Ziel und das enorme Engagement für die Tiere aller Beteiligten hat mich direkt mitgerissen.

Auf Kreta angekommen wurde ich im New Life Resort von Tassos, dem Hofhund, begrüßt. Allerdings bekam ich direkt den Hinweis: Nicht anfassen, auch wenn er schwanzwedelnd vor Dir steht. Tassos ist einer der vielen unvermittelbaren Tiere, die hier ein Zuhause gefunden haben. Am nächsten Tag ging es los. Bei diesem Einsatz lag der Fokus auf Katzen. Durch die erfolgreiche Arbeit des Tierärztepools der letzten Jahre waren auf den Straßen fast keine streunenden Hunde mehr zu sehen. Fleißige Tierschützer haben tagelang Katzen gefangen und sie uns zum Kastrieren gebracht. Die Transportboxen stapelten sich im Vorbereitungsraum. Jede Katze wurde in Narkose gelegt, gründlich untersucht, mit den notwendigen Medikamenten versehen und für die Kastration vorbereitet. Es hat mich sehr gefreut zu sehen, auf welchem hohen medizinischen Niveau die Tierärztinnen trotz der schwierigen Bedingungen arbeiten. Für jedes Tier wird sich Zeit genommen. Immer mit dem Ziel, das Leben der Tiere so gut es geht zu erleichtern.

So vergingen die Arbeitstage wie im Flug. Und trotz der hohen Anzahl an Tieren, die ich in der Zeit gesehen habe, sind doch viele Tiere dabei, an die mich erinnere. Zum Beispiel Fridolin, wie wir ihn getauft hatten. Ein kleiner schwarz-weißer Kater, vielleicht 8 Wochen alt, mit eitrig entzündeten Augen und so gut wie blind. Er begleitete uns einige Tage bei den Einsätzen, sodass wir alle 2 Stunden Augentropfen in die Augen geben konnten, um zumindest ein Auge retten zu können. Die Therapie schlug an, jedoch hatte der Katzenschnupfen die Hornhaut schon so stark beschädigt, dass die Augen entfernt werden mussten, um ihm ein schmerzfreies Leben zu sichern. Aber es war toll zu sehen, wie schnell sich Fridolin an die Situation gewöhnt hatte und sich vertrauensvoll bei jeder Behandlung noch eine große Schmuseeinheit abholte. Durch den unermüdlichen Einsatz des Teams konnten wir hunderten Tieren ein besseres Leben ermöglichen. Gemeinsam mit den tollen Kolleginnen für die Tiere zu arbeiten hat mir viel Spaß gemacht und gerne bin ich beim nächsten Einsatz wieder dabei.

Eure Tanja Schmidt